Gezeichnete Historie Mai01


Gezeichnete Historie

Ein Comic über den „Meistertrunk“

Keine Meistertrunk-Aufführung in Rothenburg, kein Pfingstumzug oder Feldlager – da sollte es zumindest die Geschichte zum Lesen geben. Grafikdesignerin Carmen Hiller hat rechtzeitig zum 140-jährigen Jubiläum des Festspiels, das ja nicht stattfinden kann, einen kurzen und knackigen Comic über die Geschehnisse im Dreißigjährigen Krieg in Rothenburg realisiert. Auf acht Seiten, davon sechs Text- bzw. Bildseiten, hat sie die Erlebnisse der drei Protagonisten General Tilly, Altbügermeister Nusch und Bürgermeister Bezold neu inszeniert.

Auf acht Seiten erzählt der Comic die Geschichte Rothenburgs während der Belagerung im Dreißigjährigen Krieg. Foto: Privat

Auf acht Seiten erzählt der Comic die Geschichte Rothenburgs während der Belagerung im Dreißigjährigen Krieg. Foto: Privat

Die Idee zu dem Comic hatte Carmen Hiller im Rahmen ihres Masterstudiums an der Diploma Hochschule. Als Projektarbeit im Bereich Illustration sollte sie einen Comic zeichnen. „Da ich keine Story erfinden wollte, habe ich eine Geschichte genommen, die ich kenne“, so Hiller.

Sie ist Souffleuse im Festspiel und hat vor fünf Jahren bereits einen Bildband rund um die Aktivitäten der Theatergruppe des Historischen Festspiels realisiert.

Alljährlich, seit 1881, wird von Laiendarstellern die Geschichte um die Belagerung Rothenburgs im Jahr 1631 auf der Bühne aufgeführt. Für den Comic hat Carmen Hiller das Bühnenstück, das aus der Feder von Adam Hörber stammt, auf sechs Seiten gekürzt. „Die Texte sind aber alle Originaldialoge“, so Hiller.

Das straff erzählte Geschehen rund um den Meistertrunkhumpen hat sie außerdem auf drei Hauptfiguren reduziert und mit feinem Humor in eine Bildsprache übersetzt. Tilly wird zum drahtigen, dürren Fiesling mit markantem Schnauzbart, Bezold ist ein etwas untersetzter Glatzkopf mit rundlicher Nase. Der Retter Rothenburgs, Altbürgermeister Nusch, hat es nicht nur auf den Titel geschafft, sondern strahlt seriöses Vertrauen aus.

Die grafische Umsetzung des Comics entfaltet ihre besondere Stärke beim Verweilen in den einzelnen Bildfeldern, die keiner sterilen Anordnung folgen. Tilly entwickelt da Superman-Eigenschaften oder Bezold hat Herzchen vor Freude in den Augen.

Carmen Hiller hat jede Szene des Comics per Hand gezeichnet und mit Aquarellfarben koloriert. Foto: am

Carmen Hiller hat jede Szene des Comics per Hand gezeichnet und mit Aquarellfarben koloriert. Foto: am

Carmen Hillers Herzblut zum Festspiel ist ebenso präsent wie ihre Leidenschaft „aus Worten Bilder zu machen“. Alle Szenen sind handgezeichnet und handkoloriert. Bewusst sollen die darunterliegenden Skizzen durchscheinen. „Das bringt mehr Dynamik und unterstreicht die Dramaturgie der Story“, so Hiller. Da der Comic auf alt-wirkendem Papier gedruckt ist, werden Teile der Figuren, meist die Gesichter mit weißen Flächen hervorgehoben. am

 

Der Comic „Der Meistertrunk“ ist erhältlich im Rotabene Medienhaus, in den Rothenburger Buchhandlungen, im Webshop des Festspiels (www.meistertrunk.de/de/webshop/) oder direkt über Carmen Hiller (hello@carmenhiller. design), Preis 2,90 Euro.