Futsal-Profi Mai01


Futsal-Profi

Philipp Pless – die Nummer Eins im deutschen Tor

Brasilien, Spanien und Portugal, diese Länder sind verrückt nach Fußball. Allerdings sind alle „kleinen Ronaldos“ nicht am „Futsaltraining“ vorbeigekommen. Diese Fußballvariante in der Halle hat ihren Ursprung in Südamerika und ist in den südlichen Gefilden ein Muss für jeden Juniorkicker.

Aufgrund des deutlich kleineren Spielfeldes und das daraus resultierende reaktionsschnelle Spielniveau, werden alle wichtigen Fähigkeiten eines Fußballers schon früh trainiert.

Wie viele Jungs träumte auch Philipp Pless aus Rothenburg von einer Fußballerkarriere – allerdings schon mit vier Jahren, als er von Trainer Andreas Haas vom TSV Rothenburg als Torhütertalent entdeckt wurde. Der Kleine zeigte keinerlei Angst vor dem Ball.

Die Karriere nahm ihren Lauf. Nach der Fußballjugend in Rothenburg folgte der Wechsel zum VFR Aalen. Philipp Pless wurde unter die Fittiche von Thomas Traub, Torwart-Trainer des damaligen Zweitligisten, genommen und schaffte es 2010 in den Profikader des Vereins. „Traub wurde so etwas wie ein Ziehvater und Freund, dem ich viel zu verdanken habe“, so der Profisportler.

Auch im FC Heidenheim, in der Oberliga des FV Ravensburg und des TSV Essingen arbeitete sich der nebenberufliche Erzieher immer immer weiter hoch. Der eigentliche Durchbruch in seiner Fußballlaufbahn blieb ihm auch aufgrund verschiedener Verletzungen verwehrt. Heute sieht Pless die vermeintlichen Hindernisse als glücklichen Zufall, denn die Frage, wie die Zukunft aussehen soll, beantwortete sich schneller als gedacht. Einmal im Jahr messen sich die stärksten Mannschaften beim Futsal-Länderpokal in Duisburg „Ein Freund fragte mich, ob ich Interesse hätte mitzuspielen“, sagt Pless. Er hatte gerade Lust, einmal eine andere Art Fußball auszuprobieren. Sofort fing der damals 26-Jährige Feuer für den Futsal-Sport mit nur fünf Spielern pro Team auf jeder Seite.

Nach dem erfolgreichen Länderpokalspiel beschloss der flinke Torhüter bei den „Brothers Keepers“ aus Stuttgart in der Verbandsliga mitzuspielen – der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Bei einem Länderspiel in Stuttgart gegen die Schweiz wurden die Verantwortlichen vom TSV Weilimdorf auf Pless aufmerksam.

Senkrechtstarter
Nach nur drei Monaten wurde er bereits das erste Mal von Futsal-Nationaltrainer Marcel Loosveld in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen. Bei den DFB-Lehrgängen für Torhüter wurde Pless von dem Torwart und Co-Trainer Miguel Andreas Murena vom FC Barcelona trainiert. „Murena fragte mich, wie lange ich schon Futsal spielen würde. Meine Spielweise entspräche der richtigen Futsal-Technik im Tor“, erinnert sich Pless an die Kommentare.

Im September 2018 stand er als neuer Stern am Futsal-Himmel gegen Georgien erstmals im Tor des DFB-Nationalteams. Philipp Pless hat immer an der eigenen Sportler-Karriere festgehalten. Die Wende, weg vom Fußball hin zum Futsal-Sport war längst vollzogen. „Ich arbeite hart für meine Zukunft im Futsal und versuche durch permanente Spielanalysen an meiner Technik zu feilen“, so der Rothenburger.

Während seiner gesamten Sportkarriere, seit mehr als 15 Jahren, wurde sein persönliches Training durch „Martin Hanselmann vom ctk-Sportpark unterstützt. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin“, erzählt der Sportler.

Im Januar 2019 bekam Pless die Chance, sich bei einem der besten deutschen Futsal-Teams, dem TSV Weilimdorf, zu verpflichten. Im selben Jahr erreichte die Mannschaft die deutsche Fudsal-Meisterschaft und damit auch die Qualifikation für die Champions-League.

Der Rothenburger Philipp Pless bei der WM-Qualifikation gegen Portugal. Einer seiner Gegner war der Weltklassespieler Luís Pozzi Rodrigues Ricardinho. Foto: Privat

Der Rothenburger Philipp Pless bei der WM-Qualifikation gegen Portugal. Einer seiner Gegner war der Weltklassespieler Luís Pozzi Rodrigues Ricardinho. Foto: Privat

Der TSV Weilimdorf ist ein professionell aufgestellter Verein, sodass es neben dem höchsten Anspruch im Futsal-Profisport auch finanziell in die richtige Richtung geht.
Man könnte denken, Pless ist im Alter von 29 Jahren nicht mehr lange in der Futsal-Profiliga. Weit gefehlt. Im Gegensatz zum Fußball spielt die Erfahrung über viele Spieljahre hinweg eine wesentliche Rolle.

„Man wird keinem 19-jährigen Fudsal-Profi begegnen“, so der Torwart dazu. Der einstige Fußballprofi gilt heute als die Nummer eins im deutschen Futsal-Tor. Dafür fährt der Erzieher sechs mal pro Woche in das 110 Kilometer weit entfernte Stuttgart. „Meinen Erfolg habe ich vor allem meinen Eltern zu verdanken, die mich trotz ihrer Berufstätigkeit immer nach Aalen gefahren haben und stets an meiner Seite waren“, so Pless dankbar. Seit der Gründung der Nationalmannschaft Ende 2015 wurde Futsal kontinuierlich gefördert und professionalisiert.

Der DFB hat sich entschieden, in der Saison 2021/22 eine Futsal-Bundesliga einzuführen – und Philipp Pless wird als ein Pionier der deutschen Torhüter dabei sein. ul