Einkaufsbummel im Rathaus Okt01


Einkaufsbummel im Rathaus

Hinter diesen Türen haben Handwerker und Händler einst ihre Waren und ihr Können angeboten. Foto: am

Hinter diesen Türen haben Handwerker und Händler einst ihre Waren und ihr Können angeboten. Foto: am

Die elf Eingänge auf der Rückseite des Rathauses waren einst einzelne Verkaufsläden

Wenn nicht gerade Weihnachtsmarkt ist und im Feuerkessel Buden stehen, dann herrscht in dieser kopfsteingepflasterten Seitenstraße (zur Herrngasse hin) eine himmlische Ruhe – und der Blick auf elf spitzbogige Eingangstüren und vergitterte Fenster ist unverstellt. Irgendwie seltsam diese Architektur? „Das Rothenburger Rathaus wurde Mitte des 14. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Nürnberger Rathauses erbaut“, erklärt Dr. Karl-Heinz Schneider, der seine Dissertation über das Rothenburger Rathaus geschrieben hat. Ebenso wie die Nürnberger haben auch die Rothenburger in das Erdgeschoss Verkaufsläden integriert. Damals war es üblich, den Handel und die wichtigsten Geschäftstreibenden zentral anzusiedeln.

Auf der ältesten überlieferten Darstellung des Rothenburger Rathauses auf dem Herlin Altar (von 1466) in der St.-Jakobs-Kirche ist das gut zu erkennen. Auf dem Bild sind die Läden der schmuckvollen Seite des Rathauses zum Marktplatz hin abgebildet, aber diese Geschäfte gab es auch auf der Westseite.

Die Krämerläden zum Marktplatz hin fielen dann dem Rathausbrand von 1501 zum Opfer und wurden beim Neubau 1572-78 nicht mehr hergestellt (so in „Die Linde“, 2001, „Das Rothenburger Rathaus und seine Verkaufsgewölbe“ von Ludwig Schnurrer). Die Eingänge an der Westfassade blieben aber erhalten.

Wichtige Verkaufsflächen
Ludwig Schnurrer berichtet in „Die Linde“ über ein „Verzeichnis von 1782, also aus den letzten Jahren der Reichsstadtzeit“, das „Aufschluss gibt über die Verwendung von 31 Gewölben, leider ohne Angabe des Lage“. Die überwiegenden Räume wurden schon damals für verwaltungsinterne Zwecke verwendet. „Nur noch etwa ein Drittel wurde an handeltreibende Bürger verpachtet“, schreibt Schnurrer.

Die Fenster der Läden sich noch heute schmuckvoll vergittert. Foto: am

Die Fenster der Läden sich noch heute schmuckvoll vergittert. Foto: am

Unter anderem waren dort eine Manufactur zum Holz, ein Schuhmacher, ein Bilderhändler, eine Einheizerin, die „Freibänck“ und auch eine Hebamme oder ein Spengler vertreten. Außerdem war das städtische Archiv in Teilen dieser Räume ansässig. So ruhig wie heute dürfte es also im Feuerkessel einst nicht gewesen sein.

„Es gibt nur sehr wenige Quellen zur Nutzung der Räume, weil der Rathausbrand von 1501 den weitaus größten Teil des damaligen Archivs vernichtet hat“, weiß Stadtarchivar Dr. Florian Huggenberger.
Seit 1966 werden die ehemaligen Läden vom Museum Historiengewölbe genutzt, das die Situation der Stadt während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges darstellt. Der Eingang zum Museum befindet sich im Rathausgewölbe – nicht in einer der elf Türen. Diese sind alle fest verschlossen. am