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Einfluss auf Instagram

Robin Hecker hat über 30 000 Fans

Für die Kinder ist es ein Traumjob, für die Eltern mitunter verschwendete Zeit. Mit dem Siegeszug der sozialen Plattformen sind Traumberufe wie Feuerwehrmann oder Lehrerin vom Influencer ersetzt worden. Im Alltag schicke Fotos machen, auf Instagram posten und damit viel Geld verdienen, so scheint die glücksvolle Verheißung für so manchen Jugendlichen auszusehen. Die Vor-Instagram-Generation fragt sich dabei nach dem tieferen Sinn.

Robin Hecker versucht auf alle Kommentare zu antworten, auch wenn es Hunderte sind. Bildschirmfoto aus Instagram

Robin Hecker versucht auf alle Kommentare zu antworten, auch wenn es Hunderte sind. Bildschirmfoto aus Instagram

Der Rothenburger Robin Hecker ist ein erfolgreicher Influencer bei Instagram. Innerhalb eines Jahres hat er es auf über 30 000 „Follower“, also bekennende Fans, gebracht. Das ist beachtlich und er ist zurecht stolz darauf. Er hat Einfluss in seiner Fangemeinde – und den hat er sich mit Leidenschaft, Einsatz und einem stimmigen Konzept erarbeitet. Robin Hecker ist ein eher stiller, in seiner Welt geerdeter junger Mann. Der 25-Jährige hat bei der VR-Bank in Rothenburg seine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht, war dann zweieinhalb Jahre bei der Bundeswehr und ist seit drei Jahren als Finanzassistent bei einer IT-Unternehmensberatung in Würzburg fest angestellt.

Hecker war schon immer sportlich, hat bei der Bundeswehr an Hindernisläufen teilgenommen und 2019 die Extremwanderung „Megamarsch“ erfolgreich absolviert, bei der eine Strecke von 100 km in 24 Stunden zurückgelegt werden muss. Als seine Freunde mehr darüber wissen wollten, hat er einige Fotos vom Training auf Instagram gezeigt. „So fing alles an“, sagt er.

Die Bilder kamen super an und das Interesse nahm schnell ein außergewöhnliches Ausmaß an. Anfang 2020 hatte Robin Hecker schon 3 000 Follower, die seinen Kanal abonniert haben. Die erste Kooperationsanfrage von einer Fitnessfirma aus Leipzig erreichte ihn und er bekam Sportkleidung kostenfrei gestellt. Dafür musste er Fotos und Stories (kurze Videos) auf Instagram zeigen. „Das fühlte sich an, als ob ich mein Leben ausgetrickst hätte“, erinnert er sich.

Ernsthaftes Engagement
Er begann zu überlegen, wo sein Engagement bei Instagram hingehen soll. „Einfach darauf los posten, dafür war mir meine Zeit zu schade“, sagt Robin Hecker. Also hat er sich Anfang des Jahres intensiv mit der sozialen Plattform auseinander gesetzt. Wie funktionieren die Algorithmen von Instagram, welches Foto kommt gut an, wann spielt Instagram ein Bild auf die Explore-Seite, womit es mehr Reichweite generiert. Die andere, noch wichtigere Frage war: Welche Menschen will er erreichen, was ist überhaupt der rote Faden und welchen Mehrwert kann er weitergeben.

Robin Hecker hat entschieden, dass Fitness und Lifestyle seine Kernthemen sind. Er hat einen Content Plan (inhaltliche Abfolge) erstellt und das Projekt Instagram professionell angegangen. Ebenso wichtig war für ihn von Beginn an, dass er eine klare Linie zieht zwischen den Bereichen seines Lebens, die er auf der sozialen Plattform teilt, und den Aspekten, die privat bleiben.

„Anfangs habe ich mich mit der Aufnahme von Bildern und Stories für meine zunehmende Gefolgschaft schwer getan“, erzählt er ehrlich. Robin Hecker zeigt sich beim Training, gibt Tipps, um gute Erfolge zu erzielen, unter anderem mit zwei detaillierten „Guides“ (ausführliche Anleitungen), und stellt sein Ernährungskonzept vor. Auch eine Reise rund um Deutschland und sportliche Ausflüge finden sich auf seinem Instagram-Account wieder.

„Alle zwei bis drei Tage ein Foto zu posten ist schon Pflicht“, erklärt er. Dazu kommt jeden Tag mindestens eine Story, das sind kurze Videos, die nur 24 Stunden präsent sind. „Zeige ich innerhalb eines Tages keine Story, dann melden sich meine Follower bei mir“, weiß Hecker.

Verbindung zu Fans
Wichtig sind ihm Authentizität und Ehrlichkeit. Robin Hecker ist sich der Verpflichtung und ebenso der Verantwortung gegenüber seinen Fans bewusst. Bei vertonten Videos muss die Botschaft sitzen, denn die Fangemeinde übernimmt gerne seine Meinung. Zu Themen wie Politik, Religion und Medien hält der Influencer bewusst Abstand. Ganz genau nimmt er es mit Empfehlungen für Trainingsmethoden, Produkte oder bei Tipps: Was er selbst nicht nutzt oder für gut befindet, schafft es nicht auf seine Plattform.

Robin Hecker will mit seinen Fotos und Stories seine Gefolgschaft motivieren. „Vielleicht hatte jemand einen schlechten Tag und wird mit meinem Post aufgeheitert“, hofft er. Der Influencer weiß um die Blase der idealisierten Welt in den sozialen Plattformen. „Ab und zu mache ich bewusst Fotos oder Stories, die die ungeschönte Realität zeigen, denn niemand ist perfekt. Das ist mir eine wichtige Botschaft“, erklärt er. Ehrliche Posts, wie ein Foto von ihm, ausgelaugt nach dem Sport, unterstreichen zwar seine Authentizität, bekommen aber weniger Reichweite bei Instagram.

Bezahlte Kooperationen
Mit über 30 000 Fans hat Robin Hecker eine Größe auf Instagram erreicht, mit der er durchaus Geld verdienen kann. Und auch das geht er transparent an. Hecker hat mit zwei Kooperationspartnern langfristige Verträge: dem Sporternährungsunternehmen „Prozis“, deren Produkte er selbst gerne verwendet, und der Akademie „online Trainerlizenz“, wo er aktuell selbst seine Trainer-B-Lizenz macht und darüber berichtet. Beide Partner passen sehr gut zu seiner Hauptzielgruppe: 65 Prozent seiner Follower sind Männer, die größte Altersgruppe (43 Prozent) ist zwischen 25 und 34 Jahre alt.

Ein Influencer testet nicht nur die Produkte, sondern hat Rabattcodes für seine Fans und erhält beim Einkauf eine Provision. Außerdem wird die vertraglich geregelte Werbung pro Post mit etwa 10 Euro je 1 000 Follower vergütet. Mindestens zwei Stunden pro Tag investiert Hecker in Instagram. Für ein Foto bekommt er bis zu 200 Kommentare, die er möglichst alle beantwortet. Mit Hass im Netz hat er zum Glück wenig Probleme. „Da halte ich die Hand drauf“, sagt er. Konstruktive Kritik gerne, aber wird eine Grenze überschritten, löscht er diesen Follower.

„Instagram ist mein Nebenjob“, sagt Robin Hecker. Und so soll es auch bleiben. Er hat die Bodenhaftung nicht verloren. So schön die digitale Traumwelt auch ist, ohne Einsatz stellt sich auch dort kein Erfolg ein. am