Ein Visionär Mai05


Ein Visionär

Gerold Wolfarth: Vom Bauernjungen zum internationalen Unternehmer

„Du kannst alles im Leben erreichen, wenn du es wirklich willst“ – ein Satz, den Gerold Wolfarth mit Nachdruck sagt. Er ist CEO der „bk Group“ in Endsee: Chef von 200 Mitarbeitern in 27 europäischen Ländern. Aber er ist auch ein Bauernjunge aus Archshofen. Wolfarth hat 2019 ein Buch geschrieben. „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt“ heißt der Titel, „Wie Sie unternehmerischen Erfolg und ein erfülltes Leben in Einklang bringen“ die Unterzeile. Also genau das, was eigentlich alle wollen.

Erfolg durch Einklang
Er benennt dafür sechs Lebensbereiche – Beruf, Finanzen, Familie, Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung und Freizeit – die in Einklang sein müssen. Nur so stellen sich für ihn dauerhaft Zufriedenheit und Erfolg ein. Den Weg dahin ebnet er dem Leser mit zehn Leitlinien. Alle völlig logisch, nachvollziehbar und verblüffend einfach. Trotzdem klappt’s nicht bei allen. Was ist also anders bei ihm?

Gerold Wolfarth. Foto: bk Group

Gerold Wolfarth. Foto: bk Group

Gerold Wolfarth, blaues Hemd, dunkle Jeans, lässiger Haarschnitt und wacher Blick, sitzt entspannt am Besprechungstisch in Endsee. Hinter ihm ist ein wandgroßes Fenster mit unverbautem Blick über die fränkische Landschaft. Vor ihm liegt sein Buch. Das hat er nicht nur im kleinen Kreis auf der Zugspitze, sondern auch beim sogenannten „Gipelstürmer“- Event in Wiesbaden vorgestellt. Vor 250 Menschen hat er von seiner Kindheit erzählt. Von brutaler Missachtung und fehlender Liebe. Eine atemlose Stille hat den Raum erfüllt. Er hatte einen schwierigen Start ins Leben und ist dennoch erfolgreich. „Ich habe mich ganz bewusst für den Weg der Liebe und Menschlichkeit entschieden“, sagt er.

Irgendwie scheint Gerold Wolfarth übernatürliche Kräfte zu haben. Der Mann ist erfolgreicher Unternehmer, Familienvater, hat dreimal den Ironman in Roth bezwungen, ist Vegetarier, setzt auf Nachhaltigkeit, fährt einen Tesla, hat 14 Elektroautos (Tendenz steigend) im Fuhrpark seines Unternehmens, wo sich alle Mitarbeiter duzen (auch mit dem Chef), und kümmert sich seit 14 Jahren jeden Montag um seine Kinder. Wer kann da mithalten? Er selbst zuckt nur mit den Schultern. Für ihn ist das ganz normal. „Das ist mein Leben“, so sein Kommentar.

So entspannt er wirkt und so verblüffend stringent sein Konzept ist, es würde nicht funktionieren, wenn dahinter nicht Konsequenz und Authentizität stünden, die alle Lebensschichten durchdringen.

Einfache Verhältnisse
Gerold Wolfarth musste sich alles selbst erarbeiten. Die Eltern hatten einen Bauernhof in Archshofen, der Vater wurde früh krank und er musste einspringen. Anpacken musste er auch als Auszubildender zum Groß- und Außenhandelskaufmann in Creglingen. Danach war er Abteilungsleiter von weit älteren Mitarbeitern im Baumarkt Pehl. „Das ging nur, indem ich fachlich überlegen war“, erzählt er. Also hat er nach Feierabend alles an Fachwissen aufgesogen, was greifbar war.

Das wiederum war nützlich, als er 1996 Geschäftsführer der „Hand-in-Hand-Werker“ in Bad Mergentheim wurde und 1999 von dort den Sprung in die Selbstständigkeit wagte: die Geburtsstunde der Firma „Baukreativ“. Die wuchs schnell und 2004 baute er sein Firmengebäude der „bk Group“ im Gewerbepark Endsee. Die Adresse ist „Baukreativ Straße 1“. Das Gebäude war damals für 40 Mitarbeiter ausgelegt. „Ich dachte, das ist es nun“, erzählt er.

War es aber nicht. Denn dann kam das Jahr 2006 und „Baukreativ“ ging beinahe Pleite. „Mein Leben als Unternehmer, der ich heute bin, begann im März 2006“, schreibt Wolfarth in seinem Buch. Ein Liquiditätsengpass wurde zur schweren Krise. „Die Aufträge waren da, aber wir sind zu schnell gewachsen“, erinnert sich der Unternehmer. Die Banken zogen nicht mit. Gerold Wolfarth und seine Frau Bettina wollten mit ihrem Privatvermögen das Unternehmen retten, hätte nicht in letzter Minute ein Kunde aus dem Luxussortiment die Firma beauftragt und vertrauensvoll im Vorfeld gezahlt. „Damals wusste ich, ich will Marktführer in Europa werden“, sagt Wolfarth. Und das ist er heute.

Die „bk Group“, unter deren Dach die beiden Firmenzweige „Baukreativ“ und „bk Services“ vereint sind, hat mit einem innovativen Konzept den europäischen Markt erobert. Die eine Firma ist für den Laden- und Objektbau zuständig, die andere für das „Rundum-Sorglos-Paket“ der Wartung und Instandhaltung der Läden und Filialen. Marken wie Hermes, Prada, Adidas oder Swarovski gehörten zu den Kunden der Firma.

Die Zentrale der „bk Group“ ist in Endsee.

Die Zentrale der „bk Group“ ist in Endsee. Niederlassungen und Büros gibt es zusätzlich in ganz Europa. Das Unternehmen ist Europas Marktführer im Bereich Ladenbau und Filialbetreuung. Von der Planung über die Konstruktion bis hin zur Rundum-Betreuung bekommt der Kunde alles aus einer Hand. Damit hat Gerold Wolfarth den Markt revolutioniert. Fotos: bk Group

Die Zentrale in Mittelfranken wurde in drei Bauabschnitten erweitert und von den insgesamt 200 Mitarbeitern sitzen unter anderem 42 Projektmanager hier, die insgesamt 24 Sprachen sprechen und zentrale Ansprechpartner für Kunden sind. Sie managen die Einsätze der Techniker und Servicemitarbeiter in den Ländern vor Ort. In 27 Ländern ist die „bk Group“ mit insgesamt 200 Mitarbeitern vertreten und betreut 5 000 Filialen in allen Branchen: Bürowelten, Hotels, Fitness Studios, Flagship-Stores oder Shoppingcenter. Die „bk Group“ hat Niederlassungen in Düsseldorf, Berlin, Barcelona und Büros in Paris, Mailand, London und Oslo. Und der Chef von allem ist Gerold Wolfarth.

Den Menschen im Blick
Gestresst wirkt er trotzdem nicht. Das Unternehmen hat eine schlanke Führungsorganisation. Mit vier Führungskräften bildet Wolfarth einen Inner-Circle, der sich regelmäßig trifft. Auch hier gibt es feste Strukturen des Ablaufs. Qualität und Effektivität sind nicht nur das Postulat des Unternehmers im Umgang mit den Kunden, sondern auch in der Führung seines Unternehmens.

Entscheidungen fällt Wolfarth wohl überlegt, aber zügig und seine Mitarbeiter hat er jeden einzeln im Blick. Den Menschen sieht er im Mittelpunkt seines Strebens und hat so eine neue Unternehmenskultur aufgebaut.
In seinem Buch beschreibt er die Strategien und Konzepte, die ihm eine Art Handwerkszeug bei der Umsetzung sind. Klare, analytisch fundierte Anregungen, die alle eines gemeinsam haben: Der Mensch muss sich klar machen, was er will.

Wolfarth selbst arbeitet konsequent an seiner Persönlichkeitsentwicklung – und mit einer Entscheidung hat er immer wieder für Aufsehen gesorgt. Seit 15 Jahren nimmt der Unternehmer jeden Montag seinen Papatag. Bettina Wolfarth ist Steuerberaterin und Partnerin in einer Kanzlei. Als ihre Tochter auf die Welt kam, war klar, dass die Familie Wolfarth hier auch eigene Wege geht. Seitdem kümmert sich Gerold Wolfarth immer montags um die mittlerweile zwei Kinder.

Gelebte Konsequenz
Selbst als 2006 in der großen Krise des Unternehmens ein Bankmitarbeiter die finanzielle Unterstützung vom Abrücken dieses „Papatags“ abhängig machte, hat Wolfarth sich nicht beirren lassen. Längst sind die Medien auf ihn aufmerksam geworden und er hat unter anderem beim Fruhstücksfernsehen von Sat 1 sein Konzept erläutert.

Vor einigen Jahren begann Wolfarth zu überlegen, ob er den Menschen nicht prinzipiell etwas zu sagen habe. Er hat dieses Ziel nach seinen Kriterien geprüft und ist zu dem Schluss gekommen, das hat er. „Ich bin definitiv jemand, der eine neue Art von Unternehmenskultur verkörpert, die einzigartig ist und den Menschen Mut macht“, so Wolfarth. Also hat er sich eine Ghostwriterin zur Seite geholt und sein Buch geschrieben. Beim Gipfelstürmer-Event in Wiesbaden, wo auch Henry Maske auftrat, hat er sein Buch nicht nur vorgestellt, sondern auch sein neues Projekt eingeläutet: Gerold Wolfarth ist gerade dabei, sich als Key-Note-Speaker zu etablieren.

Er ist bei der Referentenagentur „Speakers Excellence“ als Top 100 Speaker gelistet und kann zu drei Themen (u.a. „Hidden Champion – Der Weg zum Marktführer“) gebucht werden. Mit konsequentem Einsatz verfolgt er sein privates Ziel, in den nächsten Jahren „Gerold Wolfarth“ als Personenmarke aufzubauen und im TV präsent zu werden. Mit Unterstützung einer Agentur nutzt er gezielt die sozialen Plattformen. Parallel dazu ist sein unternehmerisches Ziel bis 2025 die Anzahl der betreuten Filialen auf 10 000 zu verdoppeln.

Berater der Politik
Außerdem wurde er 2019 als Senator in den „Senate of Economy Europe“ berufen und hat gemeinsam mit Alexander Hanel aus Leutershausen in der Kategorie „Retail“ den German Design Award 2020 für „Rokstyle“ erhalten, dem weltweit ersten Fashionlabel für Grabsteine. Was ist also anders bei Gerold Wolfarth? Eigentlich nichts und dennoch so vieles. Er zeigt, dass alles möglich ist, wenn man es wirklich will. Und vor allem, dass man ein mitfühlender Mensch dabei bleiben kann. Sein „Geheimrezept“ dafür steht auf den 270 Seiten seines Buchs. 
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