Ein Traum wird wahr Nov07


Ein Traum wird wahr

Musik mit der Veeh-Harfe schmeichelt der Seele

„Ich wollte erreichen, dass mein Sohn Andreas, der mit Down-Syndrom auf die Welt kam, mit anderen Menschen Teil haben darf an Werken von großen Meistern wie Bach, Mozart, Brahms oder Schubert“, beschreibt Hermann Veeh seinen größten Herzenswunsch in der diesjährigen Fernsehaufnahme von TV Mainfranken.
Der heute 84-Jährige und ehemalige Landwirt aus Gülchsheim ist mit Hausmusik groß geworden und musiziert leidenschaftlich mit Geige und Cello. Er entdeckte sehr früh schon die gleiche Vorliebe an seinem Sohn Andreas.

ROTOUR Rothenburg: Hermann Veeh mit Sohn Andreas.

Jedem das Seine – Vater Hermann Veeh musiziert mit seinem Sohn Andreas. Foto: Veeh-Krauß

Erste Schritte
Der erste Versuch ihn an ein Instrument heranzuführen war eine Akkordzitter aus einem Rothenburger Musikgeschäft. „Das hat überhaupt nicht funktioniert,“ erzählt er.
Also fing der Musiker Ende der 80er Jahre an, selbst ein Instrument zu entwickeln.
Erst im Jahr 1992 war der Prototyp fertig. Natürlich war Andreas der erste Musiker der Veeh-Harfe und war begeistert vom einfachen Spiel mit einem eingelegten Notenblatt unter den Saiten.
Der damals 40-jährige Harfenbauer suchte für seinen Sohn Mitspieler unter Freunden und Bekannten, die sich schnell für das neuartige Instrument begeistern konnten.
Die erste heimische Harfengruppe namens „Arpeggio“, italienisch arpa (Harfe) und Arpeggio
(Akkord), für Menschen mit und ohne Behinderung war gegründet und ist bis heute weit über die Grenzen Deutschlands hinaus aktiv.

Erinnerungen
„Was ich am meisten an meinem Vater bewundere, ist, dass er nach zehn bis zwölf Stunden Arbeit auf dem Acker noch die Energie aufbrachte, in seiner Hofwerkstatt an einer Harfe zu tüfteln“, erzählt Sohn Martin Veeh, der heute mit seinem handwerklichen Geschick die Produktion und die Weiterentwicklung des Instruments leitet.
Der wellenförmige Bogen, die kunstvolle Rosette und das eingebrannte Logo auf der Rückseite charakterisiert das aus Ahorn und Fichte bestehende Instrument. Die heimische Werkstatt in Gülchsheim wurde über die Zeit zu klein und zu den heutigen Büro- und Ausstellungsräumen umgebaut. Mittlerweile produziert die Firma ca. 2 000 Harfen jährlich in der hoch technisierten Werkstatt in Oellingen.
Acht Mitarbeiter aus Landwirtschaft und Handwerk, darunter ein gelernter Orgelbauer sind für die Herstellung der Veeh-Harfen zuständig. Dabei wird großer Wert auf die Materialwahl gelegt.
Tonholzspezialisten klopfen die Bäume ab und beurteilen, ob das Holz für ein Streich- oder Zupfinstrument geeignet ist. Die aufwändig lackierten Klangkörper werden je nach Wunsch in unterschiedlicher Farbe und Größe gefertigt.
Die zwischen 500 und 4 000 Euro zu erwerbenden Instrumente finden in vielen ehrenamtlich geleiteten Harfenchören, in Seniorenheimen, Lebenshilfeeinrichtungen und Musikschulen großen Anklang.

ROTOUR Rothenburg: Martin Veeh, Johanna Veeh-Krauß, (Geschäftsleitung) und Veeh-Harfen-Chorleiter Christoph Rubner. Foto: ul

Martin Veeh, Produktion (li.) und Johanna Veeh-Krauß, Geschäftsleitung (re.) mit dem Würzburger Veeh-Harfen-Chorleiter Christoph Rubner vom Matthias-Claudius-Heim. Foto: ul

Erste Auftritte
Mit einem ersten Vorspiel von Hermann Veeh und seinem Sohn Andreas im Jahr 1987 in der Würzburger Christophorus Schule und kleineren Konzertauftritten fing alles an.
Gleichzeitig war Andreas mit seiner Harfe fest in die familiäre Hausmusik eingebunden. Frühlingslieder gehörten zu seinen ersten Lieblingsstücken. Im Jahr 1993 ging einer der größten Träume von Hermann Veeh, mit einer größeren Musikgruppe auftreten zu können, in Erfüllung.
Sein Ziel war es, dass Andreas mit Laien und Künstlern, Behinderten und Nichtbehinderten gemeinsam auf einer Bühne stehen sollte. Zusammen mit dem Chor der Landesschule für Blinde spielte das frisch gebackene Veeh-Harfen-Duo „Arpeggio“ auf dem Evangelischen Kirchentag in München.
Durch diese ersten Konzerte folgte Einladung auf Einladung. Vater und Sohn traten in Schulen, Kindergärten, Senioreneinrichtungen für Demenz-Patienten und nicht zuletzt mit dem Collegium Musicum Juvenale Ochsenfurt unter der Leitung von Dr. Astrid Eitschberger auf.
Viele hilfreiche Kontakte gaben der Gruppe „Arpeggio“ den Auftrieb und bescherte ihr die erste Veeh-Harfen Sängerin Annette Wohlmann.
Die Veeh Harfen-Gruppe wuchs und wuchs. Kleinere Auftritte bei Senioren-Treffen wechselten sich mit großen Konzertreisen nach Würzburg, Bochum, Brixen und Meran in Italien über Österreich und bis in die Schweiz und schließlich nach Hyogo in Japan ab. Letzteres war wohl mit 1 400 Plätzen mit der größte Auftritt in der Vergangenheit. Es folgte ein Konzert auf dem Salzburger Kongress für Pränataldiagnostik und unter anderem auch für das Down-Syndrom. Doktoren und Professoren waren ergriffen.

Rasante Entwicklung
Die bis 1999 bestehende Einzelfirma wurde 2007, unter der Übernahme von Tochter Johanna Veeh-Krauß als Geschäftsführerin und Sohn Martin Veeh als Leiter der Produktion zur Hermann Veeh GmbH & Co. KG mit Sitz in Gülchsheim.
„Was uns verbindet, ist Menschen mit Musik zu erfreuen und als Familie den Traum unseres Vaters weiterzuführen“, sind sich die Geschwister einig. Bisher haben alle Familienmitglieder in irgendeiner Weise irgenwann einmal mitgearbeitet“, so Martin Veeh weiter.
Die wachsende Musikerzahl erforderte von Hermann Veeh eine immer größere Zahl an handgeschriebenen Notenblättern. Deshalb musste die Erstellung von Notenblättern und -mappen an heutige Lizenz-Partner wie „Notenfee (www.notenfee.de) und „Musik-Gläsel“ (www.musik-gläsel.de) ausgelagert werden, wo Noten für alle Musikrichtungen zu haben sind.
Zahlreiche Fernseh- und Audioproduktionen bis hin zu Auszeichnungen, wie die der deutschen Bundesregierung in Kooperation mit der Deutschen Bank „Deutschland Land der Ideen“ von 2011 kamen der Familie Veeh zu Gute. Auch der Sonderpreis für „Musik im sozialen Kontext“ exemplarisch für die Ausgabe des Notenheftes „FarbTöne“, geschrieben von Liselotte Binn, die für die Veeh-Harfe komponiert, machte Furore.
Evi Reissmann aus Ochsenfurt, studierte Musikpädagogik (M.A.) in Würzburg und ist seit 2014 in der Firma Hermann Veeh GmbH & Co.KG für das Musikverlagsprogramm sowie für die Software zum Notenschreiben für die Veeh-Harfe zuständig und leitet außerdem das Ensemble „Arpeggio“. Die Software namens „Veeh-Harfen 4.0“ ermöglicht eigene Kompositionen per Comuter.

Zahlreiche Angebote
Einmal im Jahr, in der letzten Juniwoche, findet das Veeh-Harfen-Konzert mit Freunden aus aller Welt auf dem Gülchsheimer Hof statt. Zahlreiche Angebote, darunter Schnupperkurse und Seminare, sind in ganz Deutschland zu finden. Auch ein Kompaktseminar für professionell Tätige in der Musikpädagogik und -geragogik mit dem Mitbegründer der Musikgeragogik (Musikpädagogik für Senioren), Prof. Dr. Theo Har­togh, Musikwissenschaftler an der Universität Vechta ist auf der Webseite unter: www.veeh-harfen.de zu finden.
ul