Ein altes  Handwerk Jul01


Ein altes Handwerk

Hammerschmiede in Gröningen

Nur wenige Stufen sind es, dann ist man in einer anderen Welt. Das Feuer brennt, das Eisen glüht, der Hammer schlägt in gleichmäßigem Rhythmus. Bei Karl-Heinz Kurz sitzt dabei jeder Handgriff. Er ist gelernter Schmied und einer von acht ehrenamtlichen Führern, die in der Hammerschmiede in Gröningen die Besucher in das 19. Jahrhundert entführen. Die 1804 erbaute Hammerschmiede ist heute ein lebendiges Museum mit Schmiedevorführungen, einer Ölmühle, einer informativen Ausstellung und sogar die einstigen Wohnräume des Schmieds sind zu besichtigen. Außerdem gibt es eine Gaststätte, die für Verpflegung sorgt, und idyllische Wanderwege, die die Hammerschmiede zum perfekten Ausflugsziel machen.

Auch wenn heutzutage die Leichtigkeit hier Einzug gehalten hat, dereinst war das Leben eines Schmieds beschwerlich und seine Arbeit gefährlich. Johann Adam Bäuerlein gründete die Hammerschmiede und die Familie Bäuerlein betrieb sie über mehrere Generationen bis ins Jahr 1948. Ein karges Einkommen und viel harte Arbeit prägten diese Zeit.

Karl-Heinz Kurz führt die Kunst des Schmiedens am Amboss vor. Foto: am

Karl-Heinz Kurz führt die Kunst des Schmiedens am Amboss vor. Foto: am

Karl-Heinz Kurz erklärt, dass die Hammerschmiede eine der ersten Industrieschmieden war. „Früher gab es bis zu 160 Hammerschmieden in Süddeutschland. Aktuell sind nur die Schmiede in Gröningen und eine am Blautopf in Betrieb“, so der Führer. Die Hammerschmiede in Gröningen ist dabei etwas Besonderes, denn sie hat eine wasserbetriebene, dreiköpfige Schwanzhammeranlage. Die Gronach betreibt dabei das Wasserrad und über einen Wellbaum können die Schwanzhämmer angesteuert werden.

In der Hochzeit arbeiteten von früh morgens bis spät in die Nacht bis zu zwölf Schmiede in Gröningen. Über das Wasserrad wurde dabei nicht nur die Hammeranlage betrieben, sondern mithilfe von Flachriemen wurde die Energie auch auf Drehbänke, Gewindeschneidmaschinen, Riemenfellhammer oder Schleifgeräte übertragen. Liefen alle Maschinen, war es sehr laut in einer Schmiede. Die Anlage ist noch im Originalzustand und kann weitgehend in Betrieb genommen werden.

In der Schmiede wurde eine breite Produktpalette hergestellt. Im Dachboden der angrenzenden Scheune gibt es dazu eine kleine, aber feine Ausstellung, die nicht nur die Geschichte der Hammerschmiede und des Handwerks thematisiert, sondern an einer Wand auch alle hier hergestellten Produkte zeigt.
„Der Schmied ist früher mit einem Stand, der in der Ausstellung nachgebaut wurde, auf Messen gegangen“, so Kurz. Neben Schaufeln, Spaten, Hacken, Meißel, verschiedenen Hammerköpfen, Pflugscharen oder auch Radreifen für Wagner sind hier auch Häben, Heusägen oder Hemmschuhe hergestellt worden. So manchen sagt das nichts mehr, aber dafür gibt es ja eine Führung. „Die Kunden waren Handwerker und Bauern“, erläutert Kurz.

Zum Areal der Schmiede gehört noch eine funktionsfähige Ölmühle, die aber nicht mit Wasser, sondern mit einer Dampfmaschine bzw. einem Dieselmotor betrieben wird. Nur wenige Meter entfernt, auf der anderen Seite der Gronach, steht das Turbinenhaus. „Etwa 75 Jahre lang stand immer ein Mann am Blasebalg“, erklärt Kurz, denn die Steinkohle in der Esse brennt nur mit Luftzufuhr. Erst 1887 wurde die Turbine gebaut, die mit Wasserkraft einen Kompressor zur Winderzeugung antreibt.

Reinhold Niebel (rechts) und Karl-Heinz Kurz auf den Steinen, die über die Gronach führen. Im Hintergrund ist die Hammerschmiede zu sehen. Die Steine liegen nicht zum Spaß im Fluss, sondern sind Markierungen für die daran angrenzende Furt. Bei genauem Blick ins Wasser kann man die Steinplatten am Grund erkennen. Foto: am

Reinhold Niebel (rechts) und Karl-Heinz Kurz auf den Steinen, die über die Gronach führen. Im Hintergrund ist die Hammerschmiede zu sehen. Die Steine liegen nicht zum Spaß im Fluss, sondern sind Markierungen für die daran angrenzende Furt. Bei genauem Blick ins Wasser kann man die Steinplatten am Grund erkennen. Foto: am

Dass die gesamte Anlage inklusive der Wohnung des Schmieds mit guter Stube, Küche, mechanischer Werkstätte und Verkaufsraum (alles kann besichtigt werden) heute so gut in Schuss ist, ist einer weitsichtigen Entscheidung zu verdanken. Im Jahr 1980 erwarb der Schwäbische Heimatbund die Schmiede und hat das technische Kulturdenkmal instand gesetzt und im Jahr 1982 zugänglich gemacht. Heute ist die Hammerschmiede eine Außenstelle des Freilandmuseums Wackershofen und Eigentum des Landkreises Schwäbisch Hall. Betreut wird sie von der Gemeinde Satteldorf und dem Kämmerer Reinhold Niebel.

In den vergangenen zwei Jahren standen erneut umfassende Sanierungsarbeiten an. Das Mühlrad, der Wellbaum und die Fenster wurden denkmalgerecht erneuert. „Als das erledigt war, haben wir festgestellt, dass die Schwanzhammeranlage schadhaft ist“, so Niebel. Stück für Stück wurde sie mithilfe eines Fachmanns abgetragen, ein Plan erstellt, restauriert und wieder aufgebaut. Nun steht der Erkundung des Kulturdenkmals nichts mehr im Weg. Am 17. Juli findet der Kindermuseumstag statt und am 28. August gibt es das Hammerschmiedefest zum Jubiläum 40 Jahre Museumsbetrieb. Vom Freitagabend bis Sonntag ist die Anlage bewirtet.

Hammerschmiede in Gröningen (bei Satteldorf). Öffnungszeiten Samstag und Sonntag, von 11 bis 18 Uhr. Jeden ersten Sonntag im Monat ist Aktionstag mit Vorführungen. Führungen für Gruppen können unter Tel: 07955-3303 vereinbart werden.

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