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Digital ­vernetzt

Neue Helfer-App rund um Rothenburg

Hilfe, die Wohnung einer kleinen Familie ist abgebrannt. Hat jemand Kleider, die er nicht mehr braucht ? Oder kann jemand den Fahrdienst für eine alleinstehende Dame übernehmen? Wer hat einen Hänger um Erde zu transportieren?

Alle diese Bedürfnisse finden über die neue „ugain-App“ Menschen, die sich ihrer annehmen. Die Bedeutung des Namens: „u“ steht für Du und „gain“ bedeutet giving as investment; zu Deutsch: Geben als Investition.

Helfer und Hilfesuchende sind seit circa zwei Jahren über eine Social-Media-Gruppe und einer Telefon-Hotline mit derzeit 1 800 Mitgliedern vernetzt.

Über einen Scan dieser QR-Codes findet man direkt zur App. Fotos: privat

Über einen Scan dieser QR-Codes findet man direkt zur App. Fotos: privat

Es war bis dato ein Testlauf für die geplante Helfer-App. Christian Martens aus Diebach hatte die Idee, ein solches Portal ins Leben zu rufen, um die Hilfsbereitschaft der Menschen zu fördern und auf schnellem Wege Lösungen für alltägliche Anliegen finden zu können. Der Teamleiter bei der Ro­thenburger Firma „Electrolux“ ent­schied sich im Jahr 2018 seinen Job aufzugeben und seine Zukunftsvision umzusetzen. Diese Entscheidung war mit Risiken verbunden.

„Es ist nicht nur mein Anliegen. Meine Frau Debora und ich ziehen diesbezüglich an einem Strang“, so der jetzt selbstständige „Social-Entrepreneur“, wie man heute einen Sozialunternehmer bezeichnet.

Seit dem 26. März steht die offizielle „ugain-App“ für iOS als auch für Android zum Downloaden für Tablets und Smartphones bereit. Nach rund sechs Monaten Entwicklungszeitraum ist eine ausgetüftelte, funktionale und optisch ansprechende Internetplattform für helfende Hände entstanden.

Christian Martens ist der „Vater“ der „ugain-App“. Foto: ul

Christian Martens ist der „Vater“ der „ugain-App“. Foto: ul


Die Applikation ist eine sogenannte „Volunteering-App“, mit der jeder Hilfe anfragen oder anbieten kann. Jeder kann ein eigenes Profil einrichten, worüber Hilfsangebote oder Gesuche gepostet werden können.

„Heute kann man sagen, dass das ugain-Start-up allein über die Hotline seit April 2020 mehr als 530 Haushalten helfend zur Seite stehen konnte“, so Martens.

Zukunft der App
Mit im Boot sitzen die zwei Werksstudenten Johannes Jahn und Tobias Braun aus Nordrhein-Westfalen. Gemeinsam programmierten sie verschiedene integrierte Funktionen, die laut Martens in der Zukunft noch um einige erweitert werden können. Mit den technischen Errungenschaften der heutigen Gesellschaft geht auch die Isolation der Menschen einher.
„Kaum jemand bittet noch den Nachbarn um Hilfe. Jeder ist sein eigener Herr“, so Chris Martens. Genau dieser Entwicklung will der junge Familienvater mit seiner App entgegenwirken.

Anstatt für jede hilfebedürftige Gruppe einen Verein oder eine Stiftung zu gründen, sollen die Bedürfnisse der Menschen aus der Umgebung über die „ugain-App“ unkompliziert und generationsübergreifend gestillt werden.

Dabei steht für Martens das Interesse für den Mitmenschen im Vordergrund – was macht mein Nachbar eigentlich und wie kann man sich gegenseitig helfen? Die Tatsache, dass auch gerade ältere Menschen bedürftig sind, sieht der Mann mit Herz nicht als Hürde für die Nutzung seiner App an. „Die meisten Leute über 60 Jahre sind mit Tablet und Handy bestens vertraut“, so der Visionär.

Jeder Dritte will sich ehrenamtlich engagieren. Deshalb soll in Zukunft das Angebotsportfolio der App auch Vereine oder Unternehmer ansprechen, die sich als Gruppe für andere einsetzen wollen und auf diesem Wege eventuell neue Mitglieder oder Interessenten gewinnen können.

Es wird sich zeigen, was die Technik für gesellschaftliche Belange bewirken kann. ul