Der Ring zieht weiter Okt01


Der Ring zieht weiter

Die neuen Gottlob-Haag-Ringträger Peter und Maria Warkentin (links) neben ihren Vorgängern Thilo Pohle und Norbert Bach. Sandra Neckermann (rechts) vom Kulturamt Niederstetten organisiert die Veranstaltung zur Übergabe. Foto: am

Die neuen Gottlob-Haag-Ringträger Peter und Maria Warkentin (links) neben ihren Vorgängern Thilo Pohle und Norbert Bach. Sandra Neckermann (rechts) vom Kulturamt Niederstetten organisiert die Veranstaltung zur Übergabe. Foto: am

Der Gottlob-Haag Ehrenpreis

„Der Ring nähert sich wieder dem Ort an, wo er herkommt“, stellt Thilo Pohle fest. Noch bis 25. Oktober ist er repräsentativ für die Dokumentarfilmgruppe Rothenburg der Träger des Gottlob-Haag-Rings. Nach zwei fränkischen Ringträgern fiel nun die Wahl auf neue Vertreter aus Hohenlohe: Maria und Peter Warkentin vom Russland-Deutschen Theater in Niederstetten erhalten am 25. Oktober von Thilo Pohle den Ehrenring.

Seit 1994 gibt es die Auszeichnung. Gottlob Haag (1926 – 2008) selbst hat den Ring die ersten fünf Jahre getragen. Haag lebte in Wildentierbach, nur wenige Kilometer von Niederstetten entfernt. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Lyriker und Dichter hat nicht nur im Bereich der Mundartdichtung viele Auszeichnungen erhalten, sondern hat der Seele einer ganzen Region Worte verliehen.
Helmut Frauenberger, vor wenigen Jahren verstorben, war mit Gottlob Haag befreundet und initiierte den Ehrenpreis. Frauenberger, der von Beruf Goldschmiedemeister war, gestaltete auch den Ur-Ring, der seitdem für jeden Ringträger neu angefertigt wird. Das Ehepaar Warkentin ist der siebte Ehrenpreisträger.

„Wir waren sehr überrascht, dass uns der Preis überreicht wird“, sagt Peter Warkentin. „Und es ist uns eine Ehre“, ergänzt Maria Warkentin. Über 25 Jahre lebt das Ehepaar Warkentin in Niederstetten. Die Russland-Deutschen sind ganz bewusst in den beschaulichen Ort in Hohenlohe gekommen, denn hier hatten ihre Schauspiel- und Studienkollegen Viktoria Gräfenstein und David Winkenstern im Jahr 1994 das Russland-Deutsche Theater gegründet.

Maria und Peter Warkentin studierten an der Schtschepkin-Theaterhochschule in Moskau und waren Mitbegründer des Deutschen Schauspieltheaters in Temirtau und später in Alma-Ata in Russland. Bis zum Zusammenbruch der Ostregierungen brachten sie nicht nur deutsche Dichter in Russland auf die Bühne, sondern kämpften auch für die Anerkennung der Russland-Deutschen Autonomie.
In Niederstetten haben die Theaterschaffenden viel Unterstützung erhalten. „Theater war und ist unsere Berufung“, sagt Peter Warkentin. Von allen Kollegen des Deutschen-Theaters in Russland sind sie die einzigen, die ein eigenes Theater betreiben.

Als Tourneetheater unternahmen die beiden zahlreiche Reisen ins Bundesgebiet. Anfang 2000 entwickelten sie das Erfolgsstück „Der weite Weg zurück“, das sie bei 350 Gastspielen gezeigt haben. Vom Land Baden-Württemberg sind sie mit dem Russlanddeutschen Kulturpreis ausgezeichnet worden. Maria und Peter Warkentin haben in Franken-Hohenlohe und in ganz Deutschland die Geschichte und Kultur der Deutschen aus Russland erlebbar gemacht. Eine wertvolle Aufklärungs- und Integrationsarbeit.

„An dem Abend, an dem ich das Theater erstmals gesehen habe, war mir klar, dieses Engagement braucht Aufmerksamkeit“, erzählt Thilo Pohle. Der Ring wird sie ihnen hoffentlich bringen. Thilo Pohle und die Dokumentarfilmgruppe haben sich von dem Ehrenpreis motivieren lassen. „Seit Übergabe des Ringes haben wir fünf Filme vorgestellt“, so Pohle. Die Warkentins haben eine besondere Beziehung zum Namensgeber des Ringes. Sie kannten ihn persönlich und haben 39 seiner hochsprachlichen Gedichte eingesprochen, die mit andern Zeitzeugnissen im Gottlob-Haag-Kabinett im „Kult“ (Städtische Mediothek) in Niederstetten zu hören bzw. sehen sind. am