Bewegende Eindrücke Nov01


Bewegende Eindrücke

Hans Stamminger entdeckte im Urlaub sein Herz für die griechische Region Mani

Ein Urlaub in der griechischen Region Mani, die bis zur Südspitze des Festlandes reicht, hinterließ bei Hans Stamminger und Frau Ilse aus Colmberg einen bleibenden Eindruck. Kleine Bergdörfer mit nur wenigen Einwohnern und Städte, in denen es an Arbeitsplätzen mangelt, lässt die jungen Griechen das Weite suchen.

Übrig bleiben die immer älter werdenden Menschen, die versuchen, ihr Leben in Armut zu meistern. Waldbrände und die immer wiederkehrenden „Medicane“-Stürme machen den Einwohnern zusätzlich das Leben schwer. Genau das ist es, was den beiden nicht mehr aus dem Kopf ging. Hans Stamminger organisierte als ehemaliger Vorstandsvorsitzender verschiedenster Vereine über mehr als 27 Jahre leidenschaftlich Gruppenreisen. Auf einer Busfahrt nach Griechenland lernte er die Archäologin, Historikerin und Buchautorin Dr. Waltraud Sperlich kennen. Beide fanden ein Herz für die Region und krempelten die Ärmel hoch, um den Menschen unter die Arme zu greifen.

Hans Stamminger und Christina Constantios (1. Vorsitzende bei GAIA) während des Hallenbaues. Fotos: Privat

Hans Stamminger und Christina Constantios (1. Vorsitzende bei GAIA) während des Hallenbaues. Fotos: Privat

Längst wieder im geeinten Deutschland zurück, bat Waltraud Sperlich um eine Lebensmittelspende für das Kloster Metamorphosis in Kalamata. Insbesondere die Gemeinde West Mani sowie das Städtchen Gythion und Kalamata gehören heute zu den Wirkungsstätten der losen Helfervereinigung mit Namen „Mani-Freunde“. „Ich kenne Vereinsarbeit mit den vielen Regelungen und Satzungen nur zu gut. Der Aufwand ist mir zu groß“, sagt Hans Stamminger heute. „Wir wollen den Menschen auf möglichst unkomplizierte Weise helfen und nichts weiter“, fährt der erfahrene „Vereinsmeier“ fort. Gemeinsam mit dem Kloster Metamorphosis und der deutschen Selbsthilfeorganisation GAIA (Gegen Armut im Alter) organisieren die Stammingers und Waltraud Sperlich Hilfsprojekte und Sachspenden, die ausschließlich auf Anfrage umgesetzt werden. Den Aufbau einer Freiwilligen Feuerwehr und eines eigenen Rettungsdienstes als Hilfe zur Selbsthilfe durch die GAIA-Organisation ist den Colmbergern ein besonderes Anliegen.

Aber nicht nur das: die Völkerverständigung und das gegenseitige Kennenlernen beider Kulturen ist ein wesentlicher Aspekt der mittlerweile achtjährigen Beziehung zwischen Griechen und Deutschen.

Hilfe vor Ort
Die insgesamt 25 Mani-Freunde im Alter von 23 bis 73 Jahren legen größten Wert darauf, dass jeder Cent, der im Landkreis Ansbach und Neustadt an der Aisch gesammelten Spenden, den Bedürftigen zugute kommt. Jeder der Helfer nimmt jeweils Urlaub und bestreitet die Kosten für die Reise, Unterkunft und Verpflegung aus der eigenen Tasche.
Kurz vor der Abreise verwandelt sich die Garage der Stammingers in eine Packstation. Jede Schachtel wird mit Menge, Inhalt und Bestimmungsort beschriftet, auf Paletten gestapelt und ein weiteres Mal gekennzeichnet.

„Wenn wir nicht selbst vor Ort sind, werden die Paletten nach Ankunft an einer zentralen Stelle gesammelt und von den Mönchen oder den GAIA-Helfern verteilt“, erklärt Stamminger die Vorgehensweise der Spendenausgabe. Vorher hat er natürlich eine exakte Liste mit Art und Menge der Spenden erstellt, die vor Ort nach Empfang unterschrieben wird.
Die Mönche kennen die Nöte der Menschen und haben genaue Kenntnis darüber, was gerade gebraucht wird. Jedes Jahr im Juni fahren die Colmberger Mani-Freunde mit Sach- und Geldspenden in die griechische Region.

Auf dem Bauernmarkt in Kalamata kaufen sie eigenhändig Früchte und Gemüse, die dann durch die Mönche an die Armen persönlich verteilt werden. Für die Armenbewirtung im Kloster selbst konnten die engagierten Freunde Bänke für den Speiseraum spenden.

Unterstützung der Kranken
Großen Bedarf gibt es auch an medizinischen Artikeln, da es in Griechenland keine Krankenversicherung gibt. „Es gibt selbst organisierte Krankenstationen auf Spendenbasis, wo Hilfebedürftige ärztliche Versorgung finden“, erzählt der Gründer der Mani-Freunde. Die Ehefrau (Diakoniemitarbeiterin) eines ehemaligen Arbeitskollegen Stammingers sammelt Inkontinenzmaterial, das die Angehörigen Verstorbener noch übrig haben. Rollstühle, Gehhilfen, Hygieneartikel aber auch Schulmaterial, Babynahrung und Windeln werden in Altenheimen und unter 120 Familien in der Mani-Region verteilt. Mit einer Geldspende wurde die Installation von Klimageräten im Altenheim unterstützt und im Jahr 2017 haben deutsche und griechische Helfer sogar eine Feuerwehrhalle mit einer Fläche von 180 m2 gemeinsam aufgebaut und durch Mani-Spenden zu 100 Prozent finanziert.

Das Material für die Halle stammt aus Deutschland, weil die Kosten trotz Transport insgesamt günstiger waren. Die Feuerwehr der GAIA-Organisation hat Schläuche, Stiefel, einen Unimog, Notstromaggregate, 120 Bierzeltgarnituren und eine Feldküche erhalten. Mit den Zimmerern Erwin Fischer aus Colmberg und seinem Fachkollegen Daniel Buck und dem gebürtigen Rüganer Thomas Samel hatten die Mani-Freunde kompetentes Fachpersonal für den Hallenbau an ihrer Seite.

„Während der Bauphase blieben unsere Lebensmittelvorräte unberührt. Die Bewohner versorgten uns mit griechischem Wein und selbstgemachten Köstlichkeiten. Unser deutsches Bier haben wir am Ende verschenkt“, erzählt Stamminger lächelnd. In der Zeit der Flüchtlingswelle spendeten die Mani-Freunde 40 Tonnen weiße Bohnen, die in Griechenland im Großmarkt gekauft wurden. Was kaum jemand weiß ist, dass die Feuerwehr in der Mani-Region den Wald pflegt, dessen Tannen der bayerische König Otto um 1830 pflanzen ließ. Sehr wichtig ist die am Jahresende fällige Abrechnung und Kontrolle der Spenden durch zwei neutrale Personen und einem endgültigen Check des Colmberger Bürgermeisters Wilhelm Kieslinger. Endlich ist es sicher – nachdem die Mani-Reise im Juni wegen Corona nicht stattfinden konnte, starteten die Griechenlandfreunde später mit einer eigenen Autokolonne noch einmal durch. Aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung gehen die Griechen weit restriktiver mit der Corona-Situation um als in Deutschland. ul