Am Puls der Zeit Jul01


Am Puls der Zeit

Benzin im Blut: Norbert Nölscher führt das Autohaus in Lohr in der dritten Generation. Foto: am

Benzin im Blut: Norbert Nölscher führt das Autohaus in Lohr in der dritten Generation. Foto: am

Im kleinen Lohr gibt es ein großes Autohaus: VW und Audi von Nölscher

Ein Glaspalast und rundherum Autos soweit das Auge reicht: In Lohr, im Grenzgebiet zu Baden-Württemberg, wird Auto ganz großgeschrieben. Die Familie Nölscher betreibt hier in der dritten Generation ein Autohaus für die Marken Audi und Volkswagen, das man eher in den Großstädten Deutschlands vermuten würde.

Norbert Nölscher steht an der Spitze des Unternehmens. Mit dem gleichen Ehrgeiz, mit dem er als leidenschaftlicher Fußballer gekickt hat, führt er auch das Unternehmen auf der Erfolgsschiene. „Was im Audi-Konzern machbar ist, das haben wir erreicht“, sagt er.

Eine der Besten bei Audi
Die Automobilbranche ist hart umkämpft. Mitte der 90er Jahre gab es deutschlandweit etwa 3 000 Audi Partner. Im Jahr 2020 sind davon noch 360 Audi Betriebsstätten übrig, die von rund 180 Inhabern geführt werden. Gerade mal gut zehn Prozent haben also überlebt.

Das Autohaus Nölscher gehört darunter zu den besten. In den Jahren 2006, 2007, 2017 und 2018 gewann das Autohaus den Audi Business Cup, die höchste Manager-Auszeichnung von Audi. Aber nicht nur Audi, auch Volkswagen gehört zum Portfolio in Lohr. „Wir sind in der glücklichen Lage als exklusive Händler beide Marken in einer eher strukturschwachen Region zu betreuen“, so Nölscher. Das Marktverantwortungsgebiet des Autohauses liegt im Altlandkreis Rothenburg, in Uffenheim und in Bad Windsheim.

Wie kann ein klassisches Autohaus am flachen Land mit diesem Erfolg existieren? Grund dafür ist die Exklusivsparte. Nölscher ist der größte Audisporthändler in Deutschland in einem Standort. „Mehr als die Hälfte unserer verkauften Audifahrzeuge sind Audi R8 und Audi RS“, erklärt Norbert Nölscher. Über die Jahre hat er sich in der Premiumbranche einen Namen gemacht und erfüllt unter „Nölscher Exclusive“ automobile Träume.

Die Kunden dafür kommen aus ganz Europa, darunter so mancher Profifußballer – und sie wollen die flotten Flitzer sofort. Verfügbarkeit ist das unschlagbare Argument in diesem Preissegment. „Für 2020 haben wir Audi RS im Wert von 22 Millionen Euro gekauft“, so Nölscher, „Damit gehen wir voll ins Risiko“. Neben Audi-Sportwägen hat er dazu noch Aston Martin, Lamborghini oder Porsche aus zweiter Hand im Angebot.

Aus einfachen Anfängen
Das Autohaus Nölscher zeigt aber nicht nur die exklusiven Modelle in seinem lichtdurchfluteten Hangar, sondern ist auch ein klassisches Autohaus, das in der Region fest verwurzelt ist. Im Jahr 1946 kamen die Eltern von Seniorchef Johann Nölscher, der als „graue Eminenz“ mit 75 Jahren noch den Servicebereich leitet, aus dem Sudetenland nach Lohr. Sie gründeten ein Autohaus – anfangs mit der Marke NSU, die 1969 mit Audi fusionierte. In den 70er Jahren kam die Konzernmarke Volkswagen dazu. Schon Anfang der 50er Jahre gab es bei Nölscher eine Zapfsäule, die sich zur Tankstelle ausweitete, die noch heute in Betrieb ist.

Die Familie hat mit Weitsicht stets in das Unternehmen investiert und Ausstellungshallen sowohl für Volkswagen als auch den modernen Hangar für Audi gebaut, den weltweit einzigen an einem so kleinen Standort. Mittlerweile umfasst die gesamte Betriebsfläche mit Gebrauchtwagenparklatz ein Gelände von 25 000 m² . Weit über 250 komplett durchgecheckte Gebrauchtwagen sind stets vor Ort. Der Name Nölscher steht für ein Komplettangebot von meistergeführten Werkstattleistungen für alle Marken, VW- und Audi-Serviceleistungen sowie den Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen beider Marken.

Der lichtdurchflutete Audi-Hangar ist schon von weitem zu sehen. 2004 wurde er gebaut und ist der weltweit einzige an einem Standort dieser Größe.

Der lichtdurchflutete Audi-Hangar ist schon von weitem zu sehen. 2004 wurde er gebaut und ist der weltweit einzige an einem Standort dieser Größe. Foto: Privat

Zusätzlich zum Standort in Lohr, den Nölscher als „Stand-alone-Betrieb“ in Eigenregie und mit 45 Mitarbeitern führt, gibt es noch ein zweites Standbein, das Autohaus Crailsheim. Gemeinsam mit Bernd Model hat Norbert Nölscher das Autohaus in die bundesweite „Koch-Gruppe“ eingebunden. Das Crailsheimer Autohaus hat Händlerverträge mit Audi und Seat und die VW-Servicevertretung und beschäftigt rund 35 Mitarbeiter.

Ebenso weitsichtig wie die Familie ihr Unternehmen über Jahrzehnte aufgebaut hat, richtet es Norbert Nölscher für die Zukunft aus. Schon seit 20 Jahren präsentiert das Autohaus sein Angebot im Internet. „Der Kaufprozess hat sich verändert“, erklärt er. Sowohl die Entscheidung für ein bestimmtes Modell als auch die Vorabinformation über den Preis finden weitgehend im Internet statt.

Kam der Kunde früher nach Angaben von Nölscher noch drei- bis viermal ins Autohaus (z.B. zur Beratung oder Probefahrt), liegt der statistische Wert des Kundenkontakts mittlerweile bei 1,8 Besuchen im Autohaus. „Der Kunde kommt maximal zum Kaufen und zum Abholen“, erklärt der Unternehmer.

Neue Konzepte beim Autokauf
Norbert Nölscher nimmt es unternehmerisch gelassen und sieht den Vorteil der bundesweiten, digitalen Verkaufsplattform: „Wir kommen so an eine Vielzahl von Kunden, die sonst nicht nach Lohr gekommen wären“. Auf der anderen Seite hat sich durch die digitale Entwicklung die Konkurrenz im Premiumbereich vervielfacht. Hier ist der Markt auf ganz Europa ausgedehnt. Norbert Nölscher ist mit seinen beiden Unternehmen in Lohr und Crailsheim für eine stabile Zukunft in der Automobilbranche gut aufgestellt. Gleichwohl sieht er Veränderungen aufziehen. „Der VW-Konzern wird die Elektromobilität vorantreiben und wir Autohändler müssen den Weg mitgehen“, sagt er. Bis 2025 sollen etwa 40 Prozent der Auslieferungen bei Volkswagen e-mobil sein. Daran geknüpft sein werden neue Vertriebskonzepte für Händler und Kunden. Nölscher spricht von Leasing, Car-Sharing oder Abos. „Bei jungen Kunden steht nicht mehr der Besitz im Vordergrund, sondern die Flexibilität“, erklärt er.

Im Premiumbereich sei bereits eine Leasingrate von 70 bis 80 Prozent erreicht. Dahin soll es auch im Bereich der E-Mobilität bei Volkswagen gehen. Dem Kunden könnten dann Mobilitätskonzepte zur Verfügung stehen, die wie eine Art Rundum-Sorglos-Paket die Versicherungen, Serviceleistungen u.a. enthalten. Im Bereich der Geschäftskunden werden diese Konzepte bereits umgesetzt.

Das „andere“ Autohaus
Was immer die Zukunft bringt, Norbert Nölscher setzt auf seine fünf A‘s: „Wir machen Alles Anders Als Alle Anderen“, erklärt er. Seit 1935, denn zu dieser Zeit hat die Familie Nölscher noch im Sudetenland mit einer NSU-Niederlassung den Grundstein für ihre Leidenschaft für Autos gelegt, hält die Erfolgsgeschichte an. Mit mutigen Investitionen und vorausschauenden Visionen haben die Nölschers die kleine Gemeinde Lohr zum Hotspot in der Automobilbranche gemacht. 
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